Abhängig nach Bestätigung (von anderen)

Abhängig nach Bestätigung (von anderen)

Du musst nicht immer glücklich sein Du liest Abhängig nach Bestätigung (von anderen) 5 Minuten Weiter Hör auf, dich zu beschweren

Kennst du das Gefühl, auf ein „Gut gemacht!“ Zu warten, obwohl du längst weißt, dass du gute Arbeit geleistet hast? 
Du hast ein Projekt abgeschlossen, viel reingesteckt, dein Bestes gegeben – und trotzdem fühlt es sich erst dann richtig an, wenn jemand anderes es bemerkt oder bestätigt. Dein*e Chef*in, dein*e Partner*in, deine Eltern oder wer auch immer. Erst nach offizieller Bestätigung und Anerkennung ist es gut genug. Erst dann ist dein Stolz erlaubt. Erst dann erkennst du dich selbst an. Wir alle lieben Anerkennung, sie gibt uns ein Zugehörigkeitsgefühl. Aber manchmal wird dieses Bedürfnis zu einer stillen Abhängigkeit – und wir merken es gar nicht. 

Bestätigung – sie begegnet uns ständig. 

Zum Beispiel: 
Wenn du auf der Arbeit ein Lob brauchst, um dir selbst ein Lob geben zu dürfen.
Oder du trägst ein neues Outfit und fühlst dich eigentlich super – bis dein*e Partner*in oder ein*e Freund*in nichts dazu sagt. Dann bist du plötzlich unsicher: „Sieht’s vielleicht doch nicht gut aus?“

So schleichend wird unser Selbstwert an Feedback gekoppelt. An Blicke, an Reaktionen, an Rückmeldungen. Und irgendwann definieren wir uns nicht mehr durch das, was wir fühlen, sondern durch das, was andere darüber denken. 

Warum ist das so? 

Weil viele von uns gelernt haben: Ich bin dann gut, wenn es jemand anderes sagt. Vielleicht war da früher ein Elternteil, das nie zufrieden war – egal, wie viel Mühe du dir gegeben hast. Vielleicht wurdest du immer nur gelobt, wenn du „lieb“, „angepasst“ oder „nützlich“ warst. Lob wurde also zur Währung für Liebe.  

Oder du hast erlebt, dass Fehler unangenehm sind, dass man lieber alles richtig macht, um Ärger oder Kritik zu vermeiden. Also hast du gelernt: „Wenn ich Bestätigung bekomme, bin ich sicher. Wenn nicht, stimmt etwas mit mir nicht.“

Im Erwachsenenleben funktioniert das genauso – nur subtiler. Wir suchen nach Bestätigung im Job, in Beziehungen, in Likes, in Zahlen. Aber all das sind Krücken, die uns kurzfristig aufrichten – und langfristig aber müde machen. 
Die Gefahr: Wenn du dich nur gut fühlst, wenn jemand „Ja“ sagt.

Das Problem ist nicht, dass du dich über Lob freust. Das Problem ist, wenn du ohne Lob nichts fühlst. Wenn du deinen Wert immer erst dann erkennst, wenn jemand ihn bestätigt, dann bestimmst nicht mehr du, wann du genug bist – sondern dein Umfeld. Und das ist gefährlich, weil es dich manipulierbar macht. Weil du dich verstellst, anpasst, übergehst, nur um weiterhin Zustimmung zu bekommen.

Wie du da wieder rauskommst: 

Der Weg führt – wie so oft – über Bewusstsein. Du musst anfangen, dich selbst zu sehen. 

Beobachte dich im Alltag. 
Wann suchst du Bestätigung? Ist es im Gespräch mit anderen, wenn du deine Meinung teilst? Nach einer Präsentation? Oder beim Posten auf Instagram?


Lobe dich selbst – laut.
Auch wenn es sich komisch anfühlst. Sag dir laut „Das habe ich gut gemacht.“ Nicht immer nur, wenn du etwas gut gemacht hast, auch wenn du es nur versucht hast.

Fühl dich, bevor du dich bewertest.
Frag dich: Wie fühlt sich das an, was ich getan habe? Bin ich zufrieden – unabhängig davon, ob jemand es sieht? 

Schreib’s auf. 
In unseren Journals kannst du genau solche Gedanken festhalten: Wann fühlst du dich gut – und warum? War es, weil du etwas erreicht hast? Oder weil jemand es bemerkt hat? Schreiben hilft, diese Muster sichtbar zu machen – und sie Schritt für Schritt zu verändern.

Echte Bestätigung kommt von innen 

Wenn du lernst, dich selbst zu validieren, brauchst du kein „Gut gemacht!“ mehr, um dich gut zu fühlen. Dennoch ist Lob in zwischenmenschlichen Beziehungen wichtig. Es ist eine Form von Wertschätzung, die wir alle brauchen. 
Eine Anerkennung fühlt sich nicht nur schön an, es ist auch eine kleine Anerkennung deiner Mühe, deiner Gedanken, deiner Zeit. Gerade im beruflichen Umfeld ist das essenziell. Lob kann motivieren, antreiben, inspirieren – es zeigt, dass dein Beitrag gesehen wird. 

Nur – und das ist der entscheidende Punkt – Lob sollte niemals die Voraussetzung sein, damit du dich gut fühlst. Es darf die Zugabe sein, nicht die Grundlage auf der deine Laune aufbaut. In erster Linie sollte deine Bestätigung von dir selbst kommen. Dass du nach getaner Arbeit sagen kannst: „Ich bin zufrieden, weil ich mein Bestes gegeben habe.“ Und wenn dann noch jemand von außen sagt: „Das war richtig stark“, dann ist das die Kirsche auf dem Kuchen – nicht der ganze Kuchen. 

Auch in Freundschaften oder Liebesbeziehungen spielt Lob eine große Rolle, auch abhängig davon welche Sprache der Liebe ihr miteinander sprecht. Wenn du dich gesehen fühlst, entsteht Nähe, Verständnis, Verbindung. Und umgekehrt ist es ein Zeichen von Stärke anderen Komplimente zu machen, ihre Entwicklung zu würdigen oder einfach zu sagen „Ich bin stolz auf dich.“


Ehrliches Lob baut Brücken. Aber die stabilste Brücke bleibt immer die zu dir selbst.