„Zu viele Optionen machen unglücklich.“
Vielleicht hast du diesen Satz auch schon mal gehört. Er klingt im ersten Moment übertrieben – schließlich lieben wir es doch, viele Möglichkeiten zu haben. Aber wenn wir ehrlich sind: All diese Optionen können uns ganz schön überfordern.
Die Qual der Wahl
Ob im Supermarkt, auf der Arbeit oder in der Freizeit: Wir sind ständig mit Entscheidungen konfrontiert. Welcher Joghurt, welcher Job, welches Wochenendevent, welche Richtung im Leben?
Und oft fühlt es sich so an, als könnten wir gar nichts falsch machen – aber auch nichts richtig. Denn egal, wofür wir uns entscheiden, wir wissen: Es gäbe noch zehn andere Wege, die wir genauso gut hätten gehen können.
Ein Beispiel, das viele kennen: Man möchte einfach einen Film anschauen. Etwas Schönes zum Abschalten nach einem langen Tag.
Doch statt direkt loszulegen, scrollt man erst mal durch sämtliche Kategorien, klickt sich durch Trailer, liest Bewertungen – und verbringt am Ende mehr Zeit mit der Auswahl als mit dem eigentlichen Film. Vielleicht landet man sogar bei einem Titel, den man schon kennt, einfach weil es einfacher ist als sich zu entscheiden.
Diese alltägliche Situation zeigt, wie lähmend zu viele Optionen sein können – selbst bei scheinbar banalen Dingen. Und je größer die Entscheidung, desto größer oft auch das Gefühl, nichts „richtig“ machen zu können.
Oder
Du hast einen freien Samstag. Endlich mal Zeit für dich.
Du könntest ins Museum gehen, einen Ausflug machen, dich mit einer Freundin treffen, zum Sport, zum Markt oder einfach zuhause bleiben und lesen.
Die Möglichkeiten klingen erstmal schön – aber statt in Ruhe etwas zu genießen, verbringst du den Vormittag damit, alles abzuwägen. Vielleicht sagt dir jemand spontan: „Lass uns was machen!“, und du antwortest vage mit: „Ich schau mal, vielleicht später…“, weil du dir die Option offenhalten willst, dass noch etwas „Besseres“ kommt.
Und während du hin- und herüberlegst, verstreicht die Zeit. Es ist Nachmittag, du bist unzufrieden – und jemand anderes fühlt sich vielleicht übergangen.
Denn dieses Verhalten hat Konsequenzen: Wer ständig Optionen offenhalten will, hält andere Menschen in der Luft.
Gerade im Zwischenmenschlichen – sei es unter Freund:innen oder beim Dating – kann das verletzend wirken. Wenn man nie klar Ja oder Nein sagt, sondern andere „warm hält“, vermittelt man: „Du bist nur eine Option – aber vielleicht nicht die beste.“
Und genau das kann Nähe, Vertrauen und Verbindlichkeit auf Dauer zerstören.
Wenn Unentschlossenheit zur Blockade wird
Wir zögern, wir schieben Entscheidungen vor uns her. Manchmal so lange, bis sich die Gelegenheit von selbst erledigt hat.
Oder wir treffen eine Wahl – und fragen uns danach, ob es wirklich die richtige war. Statt im Moment zu sein, kreisen die Gedanken um das, was wir vielleicht verpasst haben.
Das Problem daran: Wer sich nie festlegt, bleibt oft an der Oberfläche. Beziehungen, Projekte, Erfahrungen – sie bleiben flach, weil wir nie ganz bei der Sache sind.
Fokus braucht Mut
Fokus bedeutet, sich bewusst zu entscheiden. Für etwas – und damit auch gegen vieles andere. Das kann sich im ersten Moment wie ein Verlust anfühlen.
Aber tatsächlich ist es ein Gewinn: an Klarheit, Tiefe und innerer Ruhe.
Wer fokussiert lebt, lebt nicht weniger – sondern bewusster.
Denn mit jeder klaren Entscheidung sagen wir: Ich weiß, was mir wichtig ist. Und das ist in einer Welt voller Ablenkung ein kraftvoller Akt.
Wie Journaling helfen kann, den Fokus zurückzugewinnen
Eine einfache, aber wirkungsvolle Methode, um wieder mehr Klarheit in den Kopf zu bringen, ist Journaling. Das tägliche Schreiben – sei es morgens mit einer Tasse Kaffee oder abends vor dem Schlafengehen – hilft, Gedanken zu sortieren, Prioritäten zu erkennen und bewusste Entscheidungen zu treffen.
Wenn du regelmäßig aufschreibst, was dich beschäftigt, welche Ziele du hast, was dir Energie gibt (und was sie raubt), entsteht mit der Zeit ein klareres Bild.
Du erkennst Muster. Du merkst, was dir wirklich wichtig ist – und was vielleicht nur von außen „wichtig“ wirkt.
Journaling zwingt dich nicht, dich sofort zu entscheiden. Aber es bringt dich in Kontakt mit dir selbst. Und das ist der erste Schritt zu mehr Fokus.
In einer Welt, die uns ständig sagt, wir könnten alles sein, ist es wohltuend, sich selbst zu fragen:
Was will ich eigentlich wirklich?
Und vielleicht reicht für den Anfang einfach ein leeres Blatt Papier.