Freundlichkeit macht dich nicht erfolgreich

Freundlichkeit macht dich nicht erfolgreich

Was dich triggert, braucht innere Heilung Du liest Freundlichkeit macht dich nicht erfolgreich 4 Minuten Weiter Lobe den Tag vor dem Abend

Offen, empathisch, freundlich – Eigenschaften, die im Miteinander oft geschätzt werden. Doch was passiert, wenn genau diese Eigenschaften im Jobumfeld unterschätzt oder sogar ausgenutzt werden?

Olesja, hast du je das Gefühl gehabt, dass deine Freundlichkeit im Beruf gegen dich verwendet wurde?

Erst gestern habe ich mit meiner Mama darüber gesprochen, wie wichtig es ist, im Job freundlich zu sein – gerade auch als Führungskraft, gegenüber Mitarbeitern, Partnern und so weiter. Sie meinte ganz klar: „Das macht dich aus. Verlier deine Freundlichkeit, deine Empathie und deine Offenheit nicht, denn genau das bist du.“ Das habe ich immer so gedacht, immer daran geglaubt und auch so gelebt: offen, freundlich und zugänglich zu sein.

Doch leider habe ich damit nicht immer positive Erfahrungen gemacht. Wenn Menschen auf der gleichen emotionalen Wellenlänge sind wie ich, ist es immer schön. Dann entsteht eine besondere Verbindung, man öffnet sich gegenseitig und versteht sich intuitiv. Das ist eine wunderschöne Begegnung, weil man sich liebevoll begegnet und einfach man selbst sein darf – ohne Maske, ohne Verstellen. Diese Offenheit und Authentizität sind das Beste, was einem passieren kann. Es ist diese innere Zufriedenheit, einfach echt sein zu dürfen.

Im Berufsleben ist das allerdings oft anders. Da habe ich häufig enttäuschende oder negative Erfahrungen gemacht – gerade auch weil ich authentisch bin. Als Content-Creatorin muss ich es sein, um Menschen emotional zu erreichen. Doch im Büroalltag oder in Führungspositionen habe ich gemerkt, dass meine Freundlichkeit nicht immer als Stärke gesehen wird. Auch in Partnerschaften wird sie manchmal falsch interpretiert: Menschen nehmen sich mehr heraus, überschreiten Grenzen im Ton oder in ihrem Verhalten.

Ich bin sehr verständnisvoll und versuche mich immer in mein Gegenüber hineinzuversetzen. Ich nehme Dinge nicht persönlich und reagiere nicht impulsiv, sondern frage mich: Warum verhält sich die Person so? Warum spricht sie so? Dabei stelle ich mich selbst nicht in den Mittelpunkt, sondern versuche, die andere Perspektive zu verstehen. Das hilft mir, mich zu schützen und nicht alles an mich heranzulassen. Denn oft sagt das Verhalten anderer mehr über sie selbst aus als über mich.

Leider habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass manche Menschen meine Freundlichkeit ausnutzen, etwa indem sie Entscheidungen ohne mich treffen oder mich übergehen. Ich habe viel Toleranz, Geduld und Verständnis, aber wenn meine Grenzen überschritten werden, dann ist für mich Schluss – und zwar endgültig. Das klingt vielleicht radikal, aber ich habe gelernt, wie wichtig es ist, klare Grenzen zu setzen.

Ich möchte Menschen authentisch kennenlernen, besonders im Beruf. Denn nur wer er selbst sein darf, kann sich wirklich weiterentwickeln. Wenn man zu sehr kontrolliert, einschränkt oder mit strengen Vorgaben arbeitet, entsteht keine echte Entfaltung. Ich lasse die Menschen in meinem Umfeld sein, wie sie sind, und beobachte, wie sie ohne meinen Einfluss funktionieren. So erkenne ich, ob wir zueinander passen oder nicht.

In manchen Beziehungen hat das gut funktioniert. Aber oft wurde meine Offenheit ausgenutzt, weil ich nicht frühzeitig klare Zeichen gesetzt habe – keine Chance gegeben habe, sich zu verbessern oder zu reflektieren. Das möchte ich ändern.

Aktuell stehe ich vor einer großen Entscheidung, genau aus diesem Grund. Ich habe das Gefühl, meine Freundlichkeit wurde unterschätzt und die Situation wurde zu lange toleriert. Deshalb werde ich diese Verbindung verlassen, weil sie mich nicht glücklich macht. Ich möchte nicht, dass sich jemand nur für mich verändert, damit ich bleibe. Für mich ist es wichtig, dass jeder authentisch bleibt.

Freundlichkeit ist wunderbar – aber sie funktioniert nur, wenn man auch seine eigenen Grenzen kennt und zeigt.